über mich
Es ist Dezember 2025. Ich unterzeichne meinen ersten Vertrag bei einem professionellen Strassenradteam. Der Vertrag ist komplett auf Italienisch. Ich behelfe mir mit Deepl. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt und ich habe keine Ahnung, was mich erwartet. Mein Name ist Cybèle Schneider, ich bin 28 Jahre alt und Quereinsteigerin im Radsport. Davor war ich 15 Jahre lang Triathletin, habe studiert, gearbeitet, gereist, geliebt, gefeiert, mich geoutet und so gelebt, wie Frau das in ihren 20ern halt tut.
Nach der Corona-Pandemie hatte ich den Bahnradsport für mich entdeckt. Also jene, welche wie verrückt mit einem Gang und ohne Bremsen im Kreis fahren, in sogenannten Velodromen. Diese Sportart gefiel mir. Und scheinbar war ich auch nicht allzu schlecht darin. Ich integrierte die Nationalmannschaft nach wenigen Monaten, gewann eine erste Weltcupmedaille in der Mannschaftsverfolgung und startete an Welt- und Europameisterschaften in meinem ersten Jahr in diesem Sport. Es ging alles sehr schnell. Vielleicht zu schnell. Denn in meinem zweiten Jahr fuhr ich in eine Wand. Es war mir alles zu viel. Meine 70%-Arbeitsstelle in einer NGO war sehr fordernd, die Anforderungen an mich als Leistungssportlerin genauso. Das Leben zwang mich zu einer Pause. Ich atmete einige Monate durch und fiel aus dem Nationalkader raus. Rennen für Rennen und Runde um Runde kämpfte ich mich zurück. Es gelang mir. Im Januar 2024 wurde ich wieder für die Europameisterschaften aufgeboten. Doch mir war klar, wenn ich meine Fitness weiter steigern möchte, muss ich auch Strassenrennen fahren. So sitze ich nach unzähligen Anrufen mit einem italienischen, temperamentvollen Teammanager vor der Deepl-Übersetzung meines Vertrags und frage mich, was wohl auf mich zukommt.
Ich unterzeichne den Vertrag und stürze mich damit in eine ganz neue Welt. In ein knallhartes Business, wie ich früh genug erfahren werde. In eine Welt, die von Männern dominiert ist und in der vieles über meinen Kopf entschieden wird. Ich gehe sportliche, körperliche, psychische und finanzielle Risiken ein. Ich werde Enttäuschungen, Wut, Stürze, Müdigkeit und Verluste erleben. Doch genauso auch Erfolge, Freude, Energie und Gewinne für das Leben. Ich begebe mich auf die Suche nach meinem Leistungslimit und meinem Kindheitstraum. Wohin geht diese Reise? Und was hat es mit diesem Radsportzirkus auf sich?
Und so schreibe ich über die Wahrheit und Emotionen des Radsports, so wie ich ihn als Frau am eigenen Leib erlebe.